Stückinfo

Musical in zwei Akten (1961)
Buch von Abe Burrows, Jack L. Weinstock und Willie Gilbert
Musik und Gesangstexte von Frank Loesser
Nach dem Buch »How to Succeed in Business Without Really Trying« von Shepherd Mead (1952)
Erstmals präsentiert von Cy Feuer und Ernest H. Martin 
In Zusammenarbeit mit Frank Productions
Deutsch von Roman Hinze

Staatsoper Hannover  /D

 

Frank Loessers »How to Succeed in Business Without Really Trying« ist eine feine, bissige Musik-Satire über Karrieresucht und die sozialen Mechanismen der Büropaläste an der New Yorker Park Avenue. Grundlage für Loessers Musical, das 1961 uraufgeführt und mit sieben Tony Awards sowie dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, war ein Roman Shepherd Meads, der damit einen authentischen Erfahrungsbericht aus seiner Zeit als Chef einer New Yorker Werbeagentur festgehalten hatte. Loesser schrieb mit seinen Buch-Autoren kabarettistische Nummern mit wirkungsvollen Pointen und führt so die Abgründe, die Absurditäten moderner Großunternehmen und die Schwächen und Sehnsüchte derjenigen, die mit Erfolgstüchtigkeit statt mit Leistungstüchtigkeit glänzen wollen, mit süffisant-parodistischer Verve vor. (Text: Staatsoper Hannover)

Medien

(Produktionsfotos: Thomas M. Jauk)

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
Joseph R. Olefirowicz
Choreografie
Melissa King
Bühne
Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme
Judith Peter
Dramaturgie
Christopher Baumann

Darsteller

J. Pierrepont Finch
Mathias Schlung
Rosemary
Lisa Antoni
J. B. Biggley
Roland Wagenführer
Bud Frump
Daniel Drewes
Hedy LaRue
Natacza Soozie Boon
Miss Jones
Bettina Meske
Smitty
Mareike Morr
Bratt
Frank Schneiders
Sprecher
Hannes Hellmann
Twimble / Womper
Ernst-Erich Buder
Miss Krumholtz
Carola Rentz
Gatch / Toynbee
Thorsten Tinney
Wilkington
Erwin Bruhn

Presse

Blendwerk und Karriere

Dass Retro mehr sein kann als manche Aktualisierung hat schon die Kultserie „Mad Men“ gezeigt. Auch in nostalgischem Ambiente lässt sich zeigen, was Davids aufspießen will, eine Businesswelt, in der Blenderei alles ist und Ehrlichkeit nur ein paar Sekunden währt. Wenn dann auch noch das mit jazzerfahrenen Gästen aufgestockte Staatsorchester unter dem höchst temperamentvollen Dirigenten Joseph R. Olefirowicz in der Staatsoper in feinstem Broadwaystil groovt und swingt, ist der Erfolg eigentlich vorprogrammiert. Das Premierenpublikum jedenfalls reagierte begeistert.

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Hannoversche Allgemeine Zeitung

Blendwerk und Karriere

Frank Loessers Broadway-Musical „How To Succeed In Business Without Really Trying“ feiert in der Staatsoper Hannover eine umjubelte Premiere

Hannover. Es ist ein Moment der Wahrheit. Und wo spielt er? Auf dem Männerklo. Vornehmer ausgedrückt: auf der Vorstandsherrentoilette. Dort – in einem Waschraum mit neun Waschbecken und lauter Spiegeln – hat sich in Frank Loessers Musical „How to Succeed in Business Without Really Trying“ die gesamte Führungsebene des „World Wide Woppel Imperiums“ eingefunden: allesamt schlipsbewehrte Anzugträger.

Dort ist auch Finch, der smarte Karrierist, gegen den die anderen ihre finale Intrige planen. Und während sie ihn zu scharf akzentuierten Stakkatotönen im Orchester im Chor zum Teufel wünschen, singt er ein Liebeslied, das einzige im ganzen Stück, zugleich dessen größter Hit: „I believe in you“ („Ich vertrau auf dich“). Der Clou: Finch spricht in zärtlich-schwärmerischen Melodien nicht jemand anderem Mut zu. Er blickt konstant in den Spiegel, besingt (und liebt) nur sich.

J. Pierrepont Finch, ein ehemaliger Fensterputzer, hat sich allein mithilfe eines Karriereratgebers in die Führungsetagen eines Firmenimperiums hochgearbeitet. Er ist die Hauptfigur in Frank Loessers Musical von 1961, das die Staatsoper jetzt in einer Koproduktion mit der Volksoper Wien in einer extra für diese Inszenierung angefertigten, deutschen Fassung von Roman Hinze auf die Bühne bringt. „How to Succeed in Business Without Really Trying“ („Wie man Erfolg hat, ohne sich besonders anzustrengen“) – das Fachmagazin der Unterhaltungsbranche „Variety“ hat den Mammuttitel sogar mal mit „HtSiBWET“ abgekürzt – gilt als eines der erfolgreichsten Broadwaymusicals. 1417mal wurde es im 46th Street Theatre in New York aufgeführt, mehrfach verfilmt. Broadwaystar Robert Morse, aber auch Harald Juhnke oder – 2011 in einer Wiederaufnahme am Broadway – Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe, haben dem Karrieristen Finch bereits ein Gesicht verliehen. Wer den Film von David Swift (1967) mit Morse in der Hauptrolle (und wunderbaren Instrumentierungen von Frank-Sinatra-Arrangeur Nelson Riddle) kennt, weiß, wie komisch man diesen so zielstrebigen und zugleich verstörend naiven Mann anlegen kann.

Staatsoperngast Mathias Schlung arbeitet in Hannover auch die Eitelkeit Finchs heraus. Feinsinnig ironisierend zeichnet er dessen Charakter, gleitet selbst in grotesken Szenen wie der marschartigen Gesangs- und Tanzeinlage „Auf, New Jersey“ mit dem leutseligen und heimlich zur Entspannung strickenden Konzernchef J. B. Biggley (Roland Wagenführer) nie in grell karikierende Schärfe ab. Diese wunderbare Mischung aus Ironie und Leichtigkeit prägt das gesamte Stück. Das ist schon angesichts der Menge des Personals, 16 Solisten, dazu Chor und Ballett, ein kleines Kunststück. Es gilt für die sich wie von Zauberhand verändernden Bühnenbild-Projektionen von Mathias Fischer-Dieskau: Fensterfassaden eines Büros, Häuserschluchten aus New York. Es trifft auch auf alle sängerischen Figurenporträts zu: Daniel Drewes als Muttersöhnchen Bud Frump, Mareike Morr als pragmatische Sekretärin Smitty oder Frank Schneiders als schmieriger Manager Bratt.

Selbst die schrillste Figur, Hedy Larue, Sexbombe und Bauerntrampel, bei deren Auftritten die Trompeten im Orchester sofort erregt aufjaulen, wird von Natacza Soozie Boon nie zu sehr überzeichnet. Vielmehr hält selbst sie die Balance zwischen Ernst und Parodie.

Regisseur Matthias Davids widersteht zudem der Versuchung, das mehr als 50 Jahre alte Stück, das Anknüpfungspunkte dafür böte, ins Hier und Heute zu übersetzen. Er belässt es in den Sechzigern, angefangen von den alten Schreibmaschinen, auf denen die Sekretärinnen tippen, bis hin zu den Kleidern der Damen in zeittypischem Rosa oder Grellgelb (Kostüme: Judith Peter). Überhaupt, die Damen! Loesser hält für Frauen in Jobs nur subalterne Positionen wie die der Sekretärin vor. Aber wie pointiert werden deren Aufstiegschancen konterkariert: in Ensembles wie dem herrlichen „Mit Sekretärinnen spielt man nicht“ wie bei Solonummern. Rosemary (mit bemerkenswert klarem Sopran: Lisa Antoni) besingt die Schönheit des Hausfrauen mit derart verbissenem Unterton, dass einem angst und bange wird. Chefsekretärin Miss Jones (Bettina Meske) dominiert im Finale alle (auch stimmlich, mit großem Opernton).

Dass Retro mehr sein kann als manche Aktualisierung hat in der Filmbranche schon „Mad Men“ gezeigt, jene amerikanische Kultserie um ein paar Werbeleute aus den Sechzigern in New York. Auch in nostalgischem Ambiente lässt sich zeigen, was Davids aufspießen will, eine Businesswelt, in der Blenderei alles ist und Ehrlichkeit nur ein paar Sekunden währt. Wenn dann auch noch das mit jazzerfahrenen Gästen aufgestockte Staatsorchester unter dem höchst temperamentvollen Dirigenten Joseph R. Olefirowicz in der Staatsoper in feinstem Broadwaystil groovt und swingt, ist der Erfolg eigentlich vorprogrammiert. Das Premierenpublikum jedenfalls reagierte begeistert.

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Hannoversche Allgemeine Zeitung

Neues Musical in der Oper gibt Karrieretipps

Matthias Davids hat das Stück gelungen inszeniert und ist dabei der Vorlage treu geblieben. Musicalfans werden auf ihre Kosten kommen mit großen Ensemble-Nummern, den Tanzeinlagen und eingängigen Lieder wie "Ich vertrau' auf dich" oder der Ode an den Kaffeeautomaten. Joseph R. Olefirowicz, der Musikalische Leiter, setzt die Originalmusik orchestral schön um.

Neue Presse

Wetten, dass dieses Musical Karriere macht?

Fulminante Premiere im Opernhaus! Fetziger 60er-Jahre-Swing vom Staatsorchester, rasante Tanzeinlagen und ein riesiges Ensemble: Lisa Antoni als Finchs Herzblatt Rosemary singt fantastisch. Souverän: Roland Wagenführer als Chef. Hinreißend: Natasza Soozie Boon als dümmliche Sexbiene.
Viel Tempo und Kurzweil: Wer professionelles Entertainment mag, ist hier richtig. Großer Premierenjubel. Wirklich sehenswert!

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Bild Hannover

Wetten, dass dieses Musical Karriere macht?

Arbeiten? Pah, wer macht damit schon Karriere … Welche Hobbys der Chef pflegt, ob er eine Geliebte hat, wer die wichtigste Sekretärin im Unternehmen ist: Das sind die Dinge, die es zu wissen gilt. Zumindest in Frank Loessers Musical „How To Succeed In Business Without Really Trying“ – „Wie man geschäftlichen Erfolg hat, ohne sich groß anzustrengen“.

Fulminante Premiere im Opernhaus! Fensterputzer J. Pierrepont Finch (Paraderolle für Mathias Schlung) will um jeden Preis in der „World Wide Woppel Company“ vorwärts kommen. Er schleimt hier, kungelt da, heuchelt dort und legt einen rasanten Aufstieg hin. Sehr zum Missfallen von Bud Frump (Daniel Drewes), dem Neffen des Chefs. Der zettelt eine Intrige gegen Finch an – mit unerwartetem Resultat …

Fetziger 60er-Jahre-Swing vom Staatsorchester, rasante Tanzeinlagen und ein riesiges Ensemble: Lisa Antoni als Finchs Herzblatt Rosemary singt fantastisch. Souverän: Roland Wagenführer als Chef. Hinreißend: Natasza Soozie Boon als dümmliche Sexbiene.

Viel Tempo und Kurzweil, weniger Tiefgang: Wer professionelles Entertainment mag, ist hier richtig. Großer Premierenjubel. 

„Wirklich sehenswert!“

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Bild-Zeitung

Aufsteigen ohne Mühe: Die Staatsoper Hannover erklärt, wie‘s geht

Die Staatsoper hat für die Koproduktion mit der Volksoper Wien viel Aufwand getrieben. Ein Riesenensemble ist im Einsatz, einschließlich des hauseigenen Chores und des Balletts – beide in bekannt überdurchschnittlicher Qualität. Mathias Fischer-Dieskau hat ein kraftvolles, aber nicht zu dominantes Projektions-Bühnenbild geschaffen. Matthias Davids‘ Inszenierung ist temporeich und durchdacht.

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Kreiszeitung Bremen/Niedersachsen

Aufsteigen ohne Mühe: Die Staatsoper Hannover erklärt, wie‘s geht

Schleimig in die Chefetage

 Hannover – Von Jörg Worat. Es ist immer eine undankbare Aufgabe, eine Kritik zu schreiben, wenn das Publikum vor Begeisterung rast, der Inszenierung keinerlei handwerklichen Schnitzer anzulasten sind – und doch ein leichtes Unbehagen übrig bleibt. So wie jetzt nach der Premiere von Frank Loessers Musical „How to Succeed in Business Without Really Trying“ aus dem Jahre 1961 an der Staatsoper Hannover.

Wie also erlangt man geschäftlichen Erfolg, ohne sich groß anzustrengen? Mit Arbeit natürlich nicht. Viel wichtiger sind ganz andere Fragen. Welchen Hobbies frönt der Chef? Hat er eine Geliebte? Bei welcher Sekretärin laufen die Fäden im Betrieb zusammen? Der Fensterputzer J. Pierrepont Finch nimmt sich all das und mehr zu Herzen – mit Geschleime, Gemauschel, Gekungel legt er so in kürzester Zeit eine atemberaubende Karriere hin. Dass er die entsprechenden Tipps einem Ratgeber-Büchlein entnimmt, gehört ebenso zu den sympathischen Skurrilitäten der Handlung wie der Name der betreffenden Firma: Ort des Geschehens ist nämlich die „World Wide Woppel Company“, ohne dass jemals klar würde, was ein „Woppel“ sein mag. Ebenso charmant wie stimmig: Das Phänomen der Entfremdung muss man nicht immer bärbeißig beschreiben, und der hiesigen Belegschaft ist ja auch völlig schnurz, was vor Ort produziert wird – Hauptsache, man bringt seine eigenen Schäfchen ins Trockene. Bud Frump etwa sieht seine Qualifikation allein dadurch gegeben, dass er der Neffe des Chefs ist. Er empfindet Finch als lästigen Konkurrenten und zettelt eine Intrige an, die allerdings nach hinten losgeht.

Die Staatsoper hat für die Koproduktion mit der Volksoper Wien viel Aufwand getrieben. Ein Riesenensemble ist im Einsatz, einschließlich des hauseigenen Chores und des Balletts – beide in bekannt überdurchschnittlicher Qualität. Die Texte kommen in einer neuen deutschen Bearbeitung von Roman Hinze daher.

Mathias Fischer-Dieskau hat ein kraftvolles, aber nicht zu dominantes Projektions-Bühnenbild geschaffen. Matthias Davids‘ Inszenierung ist temporeich und durchdacht: Wenn sich etwa unaufhaltsam anbahnt, dass Finch mit einem seiner Tricks wieder einmal Erfolg haben wird, gibt es ein kurzes Einfrieren der Szenerie samt Lichtwechsel. Das Niedersächsische Staatsorchester unter Joseph R. Olefirowicz tut nicht nur so, als würde es swingen, sondern legt tatsächlich los.

Zudem gibt es keinen einzigen Ausfall bei den Solisten. Mathias Schlung kann singen, spielen, tanzen, macht aus Finch aber genau genommen keinen gar zu auffallenden Typ – was perfekt zur Rolle passt. Daniel Drewes als Bud Frump profiliert sich vor allem darstellerisch, Lisa Antoni als Finchs leidgeprüftes Herzblatt Rosemary sängerisch – auch hier sind die entscheidenden Kriterien zielgenau abgedeckt. Roland Wagenführer ist der etwas unterbelichtete Chef, Natacza Soozie Boon seine noch deutlich unterbelichtetere Geliebte, Carola Rentz der Drachen unter den Sekretärinnen, Mareike Morr die Nerd-Kollegin: Klischees, klar, aber keine Knallchargen.

Wo steckt dann aber nun der Haken? Vielleicht darin, dass die Satire stets wohlfeil bleibt, ohne auch mal wirklich weh zu tun. Gegen Ende gibt es eine Fernsehshow-Szene, in die eine reichlich sinnfreie Piraten-Choreographie eingeschoben wird, als Persiflage indes nicht mehr recht erkennbar. So scheint sich das ohnehin animierte Publikum vor allem über die fetzigen Bewegungsfolgen zu freuen, und das Staatsballett kann einem da schon leid tun – als müssten die Berliner Philharmoniker einen Titel von Beatrice Egli interpretieren.

Tiefgang? Nur sehr bedingt. Professionelles Entertainment? Auf jeden Fall. Und das ist gewiss eine Menge wert.

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Kreiszeitung Bremen/Niedersachsen

Köstlicher Spaß

Die Koproduktion mit der Volksoper Wien in einer neuen deutschen Fassung von Roman Hinze war gestern in Hannover ein riesiger Publikumserfolg. Der Regisseur Matthias Davids lässt das Geschehen mit viel Liebe zum Detail und satirischem Biss gegenüber dem früher möglichen Geschäftsgebaren abwechslungsreich und munter ablaufen. Dazu baute Mathias Fischer-Dieskau genial den Bühnenraum.
Die musikalische Leitung lag bei dem Amerikaner Joseph R. Olefirowicz in kompetenten Händen: Von den ersten Klängen der Ouvertüre an war klar, hier wurde auf typisch amerikanischen Sound gesetzt, der sich auf alle Akteure und das Publikum zündend übertrug.

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Die Koproduktion mit der Volksoper Wien in einer neuen deutschen Fassung von Roman Hinze war gestern in Hannover ein riesiger Publikumserfolg. Das letzte Musical von Frank Loesser wird auch als sein bestes betrachtet; nach der Uraufführung am 14.10.1961 wurde das Stück im Jahr darauf mit 7 Tony Awards und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Die Story nach dem Buch gleichen Titels von Shepherd Mead ist die bekannte Erfolgsgeschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“, wie es in Deutschland heißt; in Amerika ist es der Fensterputzer J.Pierrepont Finch, kurz Ponti genannt, der sich in die obersten Etagen eines Riesenunternehmens hocharbeitet, d.h. durch geschicktes Ausspielen von zufällig Gehörtem oder absichtlich Belauschtem zur rechten Zeit am rechten Ort ohne eigenes Zutun Anerkennung und Beförderung erhält. Daneben gibt es natürlich einen Konkurrenten um höhere Posten, Bud Frump – Neffe des Generaldirektors der Firma WWW (World Wide Wicket Company) und last not least eine Liebesgeschichte zwischen Ponti und der Sekretärin Rosemary. Generaldirektor J.B.Biggley stiftet zusätzliche Verwirrungen, indem er seine Geliebte Hedy Larue als neue Sekretärin in der Firma unterbringen will.

Das alles reiht sich episodenhaft aneinander und bietet beste Möglichkeiten, den Ratschlägen des Buches (aus dem Off gelesen) zu folgen. Der Regisseur Matthias Davids lässt das Geschehen mit viel Liebe zum Detail und satirischem Biss gegenüber dem früher möglichen Geschäftsgebaren abwechslungsreich und munter ablaufen. Dazu baute Mathias Fischer-Dieskau genial den Bühnenraum: Klare Strukturen eines Riesenbürofensters lassen sich zügig und nahezu lautlos durch wenige Versatzstücke und rollendes Mobiliar in ein Großraumbüro, einen Flur mit Liften, einen Raum für Meetings, das Chefbüro und sogar in den Waschraum der Vorstandstoilette verwandeln. Die Kostüme der 60er Jahre von Judith Peter passten ausgezeichnet dazu.

Die musikalische Leitung lag bei dem Amerikaner Joseph R. Olefirowicz in kompetenten Händen: Von den ersten Klängen der Ouvertüre an war klar, hier wurde auf typisch amerikanischen Sound gesetzt mit viel Schwung, aber auch elegisch, fast schmalzig ausgekosteten, sentimentalen Melodien. Ihm und den mehr als nur engagiert spielenden Musikern machte das Ganze sichtlich Freude, die sich auf alle Akteure und das Publikum zündend übertrug. Mit Mathias Schlung hatte man für Finch einen ausdrucksstarken Musicaldarsteller erster Güte gewonnen, der liebenswert quirlig und schlitzohrig seine Aufstiegspläne verfolgt und dabei fast übersieht, dass es da noch Rosemary (Lisa Antoni)gibt, die ihn vom ersten Moment an liebt und klarstimmig singt: „Gern halt ich ihm sein Essen warm…“. Für Finch steht die Firma an erster Stelle und damit Generaldirektor J.B.Biggley, den Roland Wagenführer mit kräftiger Stimme und kleinen Eigenheiten darstellt. Herrlich ist die Szene mit Finch, wenn dieser angeblich ebenfalls gerne strickt, am selben College war und für die „Grizzlys“ schwärmt.

Der dümmliche Konkurrent Bud Frump wird von Daniel Drewes entsprechend schwächlich und intrigant gespielt; intensiv wird die umständliche, erfolglose Kommunikation über Mutter und Tante zum Onkel ausgespielt, denn er findet sich zum Schluss als Fensterputzer wieder und beginnt nun das Buch zu lesen, für seinen Aufstieg vielleicht. Natacza Soozie Boon als langbeinige Modepuppe und Geliebte des Chefs Hedy Larue soll als Sekretärin eingesetzt werden, füllt aber nur durch ihre übrigen Reize mit Piepsstimme die Rolle gelungen aus. Von den vielen kleineren Rollen seien beispielhaft genannt die schönstimmige Mareike Morr (Smitty) und die urkomische Chefsekretärin Bettina Meske (Miss Jones) sowie Ernst-Erich Buder in der Doppelrolle Twimble/Womper mit herausragender Textverständlichkeit.

Mitreißend waren die großen und kleineren Ensembles mit dem klangvollen Chor (Dan Ratiu) und dem bravourösen Ballett (Elana Siberski) der Staatsoper: Da gab es u.a. die witzige Kaffeepause ohne Kaffee, was zu Entzugserscheinungen bei der Belegschaft führte, nach Hedys extravagantem Auftritt den Song „Mit Sekretärinnen spielt man nicht“ oder den feurigen Piraten-Tanz im Werbe-TV „The Yo-HO-HO“.

Dieser rundum gelungene, köstliche Spaß riss das Publikum am Premierenabend zu wahren Begeisterungsstürmen hin.

Marion Eckels 26. Oktober 2014

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Der Opernfreund

Termine

23. Oktober 2014, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover

25. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

29. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

01. November 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

08. November 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

25. November 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

04. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

31. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

18. Januar 2015, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover

21. Januar 2015, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

14. Februar 2015, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

13. März 2015, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

05. April 2015, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover

19. April 2015, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover

17. Mai 2015, 16:00 Uhr
Staatsoper Hannover

22. Mai 2015, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

13. März 2016, 16:00 Uhr
Staatsoper Hannover

01. April 2016, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

10. April 2016, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover

15. April 2016, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

21. April 2016, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

23. April 2016, 19:30 Uhr
Staatsoper Hannover

05. Mai 2016, 18:30 Uhr
Staatsoper Hannover